Die Risikostratifizierung mit dem Kardio-CT ist die modernste und verlässlichste Methode sich vor einem Herzinfarkt zu schützen bzw. das Herzinfarktrisiko zu bestimmen. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfiehlt in ihren aktuellen Leitlinien (2019) die koronare CT-Angiographie als primäre diagnostische Methode.
In Deutschland sterben pro Jahr mehr als 65 000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Der Tod kommt plötzlich und unerwartet. Aus scheinbarer Gesundheit schlägt das Schicksal zu. Die häufigste Ursache ist die Erkrankung der Herzkranzgefäße, die schon früh beginnt und lange ohne irgendwelchen Beschwerden, unbemerkt voranschreitet. Allerdings kann sich ein plötzlicher Herztod Tage und Wochen zuvor auch durch Symptome wie Brustschmerzen oder Atemnot ankündigen. Diese Symptome erleben die meisten Betroffenen am Tag des Ereignisses, werden aber in der Mehrzahl ignoriert.
Im Alter von 45 – 70 Jahren ist jeder 9. Mann betroffen. Bei Frauen kommt es in diesem Lebensabschnitt seltener zum plötzlichen Herztod und trifft nur jede 30. Frau (Framingham Heart Study – JACC 2016;5:e002398).
Das Lebenszeitrisiko an Darmkrebs zu erkranken beträgt 1 zu 21. Das hat dazu geführt, dass zur Früherkennung im Sinne der Vorsorge eine Darmspiegelung empfohlen wird und die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Eine flächendeckende präventive Untersuchung hinsichtlich Herzinfarktrisiko mit dem Herz-CT ist jedoch nicht Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenkassen.
Wer kennt nicht jemand in seinem Bekanntenkreis oder in der Verwandtschaft, der plötzlich einen Herzinfarkt erlitten hatte. Der Herzinfarkt ist immer noch trotz großer Fortschritte in der Behandlung die häufigste Todesursache in der westlichen Welt und unmittelbare Ursache des plötzlichen Herztodes. Wenn sich ein Herzkranzgefäß von jetzt auf gleich verschließt, kann es durch den Blut- bzw. Sauerstoffmangel zu einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung, dem Kammerflimmern kommen, das das Herz zum Stillstand zwingt.
Das Risiko für eine Herz- Kreislauferkrankung lässt sich mit einer Vortestwahrscheinlichkeit berechnen. In diese Berechnung fließen bestimmte Risikofaktoren, wie Familienanamnese, LDL-Cholesterin, Lp(a), Blutdruck, Blutzuckerstoffwechsellage, Lebensstil und psychosozialer Stress mit ein. Schon bei einem einzigen Risikofaktor steigt das Lebenszeitrisiko für einen plötzlichen Herztod bzw. einen Herzinfarkt und mit jedem weiteren Faktor erhöht sich dieses Risiko.
Die Domäne der Herz-CT-Untersuchung ist das rechtzeitige Erkennen eines möglichen Risikos bei geringer oder mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit, also bei solchen Menschen von denen man gar nicht ein Herzinfarktrisiko erwarten würde.
Das Herz-CT ist eine effiziente, für den Patienten nicht belastende Untersuchung, die in wenigen Minuten durchgeführt ist. Zum einen wird der Nachweis von Verkalkungen der Herzkranzgefäße geführt und zum anderen werden die Herzkranzgefäße auf Engstellen untersucht. Dies erfolgt mit einem gut verträglichen Kontrastmittel. Damit können ohne eine Herzkatheteruntersuchung die Herzkranzgefäße sichtbar gemacht werden. Im Gegensatz zur Herzkatheteruntersuchung können nicht nur Herzkranzgefäßverengungen ausgeschlossen oder festgestellt werden, sondern es können verkalkte, gemischte, nicht verkalkte Ablagerungen zur Darstellung gebracht werden. Das Ausmaß dieser Gefäßplaques und deren Zusammensetzung geben Auskunft über das Herzinfarktrisiko. Es besteht eine strenge Korrelation zwischen dem Ausmaß der Herzkranzgefäßverkalkung und dem der nicht verkalkten Plaques. Diese nicht verkalkten Ablagerungen sind der Ursprung von Gefäßverschlüssen, wenn sie aufbrechen und ein Blutgerinnsel versucht diese Verletzung der Gefäßauskleidung abzudecken. Die Verletzung der tapetenförmigen Auskleidung des Herzkranzgefäßes aktiviert die Blutgerinnung mit Bildung eines Blutgerinnsels.
Dieser Thrombus dichtet nicht nur die Verletzung ab, sondern kann auch das Gefäß verschließen. Der Gefäßverschluss ist Ursache für die fehlende, lebensnotwendige Sauerstoffversorgung des Herzmuskelgewebe, das abstirbt und zum Verlust von Herzmuskelgewebe führt. Durch den akuten Sauerstoffmangel kann es zu lebensbedrohlichen Kammerflimmern und somit zum plötzlichen, unerwarteten Herztod kommen.
Mit dem Herz-CT kann mit größter Sicherheit eine noch nicht symptomatische Erkrankung der Herzkranzgefäße erkannt werden. Die CT-Angiographie besitzt einen nahezu 100 % negativen prädiktiven Wert. Eine Erkrankung der Herzkranzgefäße kann somit ausgeschlossen werden.
Das Herz-CT ist die verlässlichste Untersuchung um ein Risiko für einen koronare Herzerkrankung einzuschätzen und aus dieser Erkenntnis heraus auch rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen einen Herzinfarkt abzuwehren.
Werden durch die koronare CT-Angiographie Ablagerungen, sogenannte „Plaques“ nachgewiesen, müssen diese behandelt werden. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben als kausalen Faktor für die Entstehung der Gefäßplaques das LDL-Cholesterin zweifelsfrei identifiziert.
Die Höhe des LDL-Cholesterins im Blut ist weniger ernährungsbedingt, als viel mehr genetisch verursacht. Durch zusätzliche Risikofaktoren, die durch den Lebensstil beeinflusst werden, kann sich diese Anlage vorzeitig manifestieren.
Neben einem gesunden Lebensstil mit regelmäßigen körperlichen Aktivitäten, kalorienarmer Ernährung und Nikotinverzicht kann eine konsequente medikamentöse Senkung des „bösen“ LDL-Cholesterins das Aufbrechen der Gefäßplaques verhindern. Wird das LDL-Cholesterin besonders stark gesenkt (weniger als 80mg%), können sich die nicht verkalkten Ablagerungen auch wieder zurückbilden, wodurch es zu einer besonders starken Senkung des Herzinfarktrisikos kommt.
Eine besondere Bedeutung hat ein spezielles LDL-Cholesterin, das Lipoproteinämie (a). Es wird vererbt und steigert das Herzinfarktrisiko. Es sollte zumindest einmal im Leben bestimmt werden. Eine spezifische medikamentöse Therapie zur Senkung des Lp(a) ist derzeit noch nicht verfügbar.
Eine 2019 am Europäischen Kardiologen Kongress (ESC) vorgestellte Studie berichtet über eine 80%ige Senkung des Risikos für Herzinfarkt und Schlaganfall, wenn der Blutdruck und das Blutcholesterin ein Leben lang normal sind.
Das LDL ist erhöht, wenn es über 115mg% ist und der Blutdruck bei Selbstmessung mehr als 130/80 mmHg.
Im Praxisverbund mit dem CCB-Bethanienkrankenhaus in Frankfurt steht unseren Patienten das modernste Kardio-CT-Gerät zur Verfügung. Mit dem Dual-Souce System und der Flash-Technik beträgt die Strahlendosis nur 1-3 Millisievert und entspricht in etwa der jährlichen natürlichen Strahlenexposition. Bei guten Voraussetzungen kann die Strahlendosis sogar auf weniger als 1 mSv gesenkt werde. Nur selten sind höhere Strahlendosen notwendig um aussagekräftige Darstellungen der Herzkranzgefäße zu erhalten.
1. Bei unklaren Brustschmerzen oder Luftnot um eine Verengung der Herzkranzgefäße auszuschließen.
2. Zur Risikoabschätzung von kardiovaskulären Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) bei bestehenden Risikofaktoren, aber auch bei scheinbar moderater oder geringer Vortestwahrscheinlichkeit.
3. Beurteilung von Bypässen nach Herz-Operation, von Durchgängigkeit von Koronarstents. Gelingt die Darstellung der Bypässe in der Regel problemlos, ist die Beurteilbarkeit der Stentdurchgängigkeit abhängig von Stentgröße und Stentmodell.
Die Gabe von Kontrastmittel ist bei einer Überfunktion der Schilddrüse und bei stark eingeschränkter Nierenfunktion kontraindiziert. Eine Blutabnahme mit Bestimmung von TSH und Kreatinin sind daher notwendig.
Während der Untersuchung sollte die Herzfrequenz weniger als 65/min sein. Dies wird durch eine Einnahme eines Betablockers am Vorabend und/oder am Tag vor der Untersuchung erreicht. Damit erhöht sich die Bildqualität und spart Strahlendosis.
Zu der Untersuchung muss man nicht nüchtern sein. Auf Kaffee sollte wegen einer möglichen Herzfrequenzerhöhung verzichtet werden. Sonst sind keine besonderen Vorkehrungen zu treffen.
Unmittelbar vor der Untersuchung wird ein EKG angelegt und ein venöser Zugang - idealerweise im Bereich der rechten Ellenbeuge - geschaffen über den das Kontrastmittel mit Hilfe einer Kontrastmittelpumpe verabreicht wird. Unmittelbar nach der Kontrastmittelgabe, wenn sich das Kontrastmittel verteilt, wird eine warme Welle durch den Körper ziehen, wobei die Intensität des Wärmegefühls von den Patienten sehr unterschiedlich empfunden wird.
Insgesamt fährt die Untersuchungsliege 3 x durch den Röntgenring. Sehr wichtig ist dabei das von einer Computerstimme zu befolgende Atemmanöver. Unmittelbar vor der Untersuchung wird dieses Atemmanöver mit dem Assistenzpersonal geübt: „normal einatmen – normal ausatmen – normal einatmen – Luft anhalten. Unbedingt zu vermeiden sind tiefe Atemmanöver mit Bewegungen des Brustkorbes. Dies könnte die Beurteilung der Untersuchung erschweren bzw. unmöglich machen, was eine Wiederholung der Kontrastmittelgabe notwendig macht.
In seltenen Fällen, wenn die Befundung es verlangt, wird gezielt eine zusätzliche Darstellung notwendig sein.
Über das Ergebnis der koronaren CT-Angiographie werden Sie unmittelbar im Anschluss der Untersuchung fachärztlich in Kenntnis gesetzt. Dabei wird auch, wenn eine koronare Herzerkrankung diagnostiziert wird, ausführlich über weitere Maßnahmen gesprochen und auch wird über extrakardiale Nebenbefunde informiert.
Die Kosten für eine koronare CT-Angiographie wird von den privaten Krankenversicherungen übernommen.